Richtig Entscheidungen treffen
Am Tag treffen wir rund 20.000 Entscheidungen. Die meisten davon unterbewusst und schnell. Schwieriger wird es bei Entscheidungen, die unser Leben langfristig beeinflussen. Im Folgenden erklären wir, warum es so schwer sein kann, Entscheidungen zu treffen und wie wir einfacher die „richtige“ finden.
Inhalte im Überblick
Warum fällt es so schwer Entscheidungen zu treffen?
Durch die Megatrends unserer Zeit sind unsere Lebensläufe unvorhersehbarer geworden: Der Gendershift, die Globalisierung, Individualisierung und New Work stellen das „Ich“ in den Fokus und geben uns die Möglichkeit unser Leben so zu gestalten, wie wir wollen. Neben der so gewonnenen Freiheit bringt das mehr Verantwortung mit sich. Wir haben viel mehr Entscheidungsmöglichkeiten als früher. Das erschwert das Entscheiden und erhöht den Druck des Findens der richtigen Entscheidung für Karriereweg, Wohnort und Familienplanung.
Häufig ist es so, dass wir uns bei den verschiedenen Möglichkeiten dann für die bekannteste Lösung oder den vertrautesten Weg entscheiden (siehe Rekognitionsheuristik). Wir vermuten, dass dies die sicherste Entscheidung sei -auch wenn das natürlich nicht der Fall sein muss
Neben den neuen Entscheidungsmöglichkeiten, die einen großen Einfluss auf unsere Lebensgestaltung haben, finden wir in unserem modernen Alltag zusätzliche kleine Entscheidungen, die wir zu treffen haben. So werden wir tagtäglich von vielen äußeren Reizen beeinflusst, die uns zu Entscheidungen drängen wollen.
Das Problem: je mehr Entscheidungen wir zu treffen haben, desto entscheidungsmüder werden wir. Das gilt für große und kleine Entscheidungen.
Gleichzeitig probieren wir bei einem geringen Selbstvertrauen unsere Entscheidungen so zu treffen, dass sie gut auf andere wirken und wollen mögliche resultierende Konflikte vermeiden.
Potentiell risikoreichere Entscheidungen werden nicht getroffen, da wir uns einen Erfolg nicht zutrauen. Hierbei ist an die gerade vorgestellte Rekognitionsheuristik zu denken: mitunter schätzen wir die Entscheidungen nur als risikoreicher ein, weil sie uns unbekannter sind.
Wie können wir es also schaffen trotz allem leichter Entscheidungen zu treffen – ohne uns immerzu Sorgen zu machen, ob es jetzt die richtige ist?
Das beantworten wir jetzt
Was hilft, um Entscheidungen zu treffen?
Um ab sofort die richtigen Entscheidungen für uns zu treffen, ist es zunächst wichtig zu verstehen, für wen wir die Entscheidungen treffen.
❗ Merke: Eine richtige Entscheidung zu treffen bedeutet richtig für einen selbst. Nicht: es allen im Leben recht machen – außer sich selbst.
Die Auswirkung unserer Entscheidung auf andere können wir in die Wahl unserer endgültigen Entscheidung einfließen lassen. Es sollte jedoch nicht der einzige Beweggrund für unsere Wahl sein. Stattdessen hilft es, verschiedene Perspektiven bei einer Entscheidung in Betracht zu ziehen.
Erschlagen von dem Tool?
Natürlich brauchen wir dieses Tool nicht für jede Entscheidung heranzuziehen. Die Wahl des richtigen Gerichts von der Speisekarte eines Restaurants hat keinen so großen Einfluss auf unser restliches Leben wie die Wahl unseres Ausbildung- oder Studienplatzes.
Gerade solche weitreichenden Entscheidungen lassen sich durch die Beschaffung aller notwendigen Informationen reflektierter und damit leichter treffen.
Neben dem Beschaffen aller Informationen, dem Betrachten der eigenen Gefühle, potentiellen Best und Worst Cases sowie neuer Lösungsideen, ist es ratsam sich für große Entscheidungen Zeit zu nehmen.
Durch das „eine Nacht darüber schlafen“ nehmen wir den Druck aus einer Entscheidung. Wir werden außerdem unabhängiger von unseren Gefühlslagen, die unsere Entscheidungsfreudigkeit und Risikobereitschaft beeinflussen.
Mittelfristig ist es sinnvoll an unserem Selbstvertrauen zu arbeiten, wenn uns auffällt, dass wir in der Vergangenheit viele Entscheidungen für andere und weniger für uns getroffen haben oder, wenn wir bemerken, dass wir uns wenig zutrauen.
Zusammenfassend erleichtert das Entscheidungen treffen also:
- Sich bewusst zu machen für wen die Entscheidungen getroffen wird (für sich selbst?!)
- Verschiedene Perspektiven einzunehmen
- Fakten und Emotionen zu betrachten
- Über neue, alternative Lösungsideen nachzudenken
- Sich Zeit zu nehmen, um Entscheidungen nicht aus einer Laune heraus zu treffen
- Selbstvertrauen aufzubauen
- Wichtige Entscheidungen nicht nach einem Tag voller anderen Entscheidungen zu treffen
4 Methoden zum leichteren Entscheidungen treffen
Neben der umfangreichen Methode der 6 Hüte, werden folgend kürzere Methoden vorgestellt, die wir für das Finden unserer richtigen Entscheidung nutzen können.
1. Entscheidungsbaum
Der Entscheidungsbaum ist vor allem dann geeignet, wenn wir mehrere verschiedene Optionen zur Wahl haben. Wir lassen sie in Paaren gegeneinander antreten, bis die insgesamt beste bestehen bleibt.
Zur Wahl stehen:
- Option 1
- Option 2
- Option 3
- Option 4
Daraus ergeben sich folgende Paare:
- Option 1 und 2
- Option 2 und 3
- Option 3 und 4
- Option 4 und 1
Aus diesen Paaren wählen wir den jeweiligen Gewinner. Zum Beispiel:
- Option 1
- Option 2
- Option 4
- Option 4
Daraus bilden wir erneut Paare, die wir wieder gegeneinander antreten lassen. Das wiederholen wir so lange, bis eine Option übrigbleibt. Sie ist die attraktivste für uns.
2. Vergleich von Best–Case- und Worst–Case–Szenarien
Diese Methodik hilft ebenfalls beim Vergleichen von mehreren verschiedenen Optionen. Wir machen uns bewusst was die jeweiligen Best oder Wort Cases sind, die eintreten können und vergleichen diese.
Dabei macht es Sinn zu bewerten wie wahrscheinlich das Eintreten der Best oder Worst Cases ist.
3. Pro-Contra-Liste
Ein Klassiker beim Entscheidungstreffen, der nicht fehlen darf. Mache dir zwei Listen mit Pro- und Contra-Argumenten. Gewichte einzelne Argumente nach der Wichtigkeit für dich, sodass du ein möglichst reales Abbild deines Empfindens zu einer Entscheidung bekommst.
Diese Methode eignet sich weniger, wenn du viele verschiedene Optionen hast, zwischen denen es zu wählen gilt.
4. Standpunktwechsel
Was würdest du einem Freund raten, wenn er in deiner Situation ist? Was einer vollkommen fremden Person? Durch solche Gedankenspiele schaffen wir es aus unserem Gedankenmustern zu kommen und können frischen Wind in unsere Entscheidungsfindung pusten.
Neben diesen Gedankenspielen können wir unseren Standpunkt mit der 10-10-10 Übung von Suzy Welch wechseln.
Dazu fragen wir uns:
- Wie beeinflusst die Entscheidung mein Leben in den nächsten 10 Minuten?
- Wie in den nächsten 10 Monaten?
- Und wie in den nächsten 10 Jahren?
Dadurch setzen wir unsere Entscheidung in ein angemessenes Verhältnis zu unserem Leben.
Dabei gilt immer: Keine Entscheidung zu treffen ist ebenfalls eine Entscheidung. Also auf ans richtige Entscheidungen treffen 😊