Life Design – was ist das und wie funktioniert es?

Mit dem Life Design Ansatz soll das eigene Traumleben und die eigene Traumkarriere real werden. Wie das funktioniert oder ob das – wie leider viel zu häufig am Coachingmarkt – nur leere Versprechen sind, zeigt dieser Artikel.

Selbstbewusstes Life Design

Inhalte im Überblick

Design Thinking und Life Design

Life Design ist ein Coachingansatz, der sich aus dem Design Thinking und Erkenntnissen aus der positiven Psychologie entwickelt hat.

Wer noch nichts von Design Thinking gehört hat: Das ist eine aktuell sehr gehypte Innovationsmethode zur Bearbeitung von komplexen Problemen. Um möglichst kreative Ideen als Lösung zu finden, werden von einem multidisziplinären, diversen Team folgende Prozessschritte durchlaufen:

  • Empathiegewinnung (= das Problem und die Situation verstehen)
  • Definition (= das Problem und Ziel konkret definieren)
  • Ideenfindung
  • Prototyping (= Erstellen von Prototypen)
  • Testen (= Austesten der Prototypen)

Dabei wird von Beginn an davon ausgegangen, dass Iterationen stattfinden werden. Es kommt also zu Schleifen in der Entwicklung der Lösungsideen. Das ist ein wichtiges Grundprinzip, dass das Life Design übernommen hat.

💡Wenn du mehr über Design Thinking erfahren möchtest, dann gibt dir dieser Artikel einen guten Überblick.

Positive Psychologie ist ein Wissenschaftszweig, der in den 1990er Jahren entstand, um Menschen mithilfe von Psychologie nicht „nur“ beim Heilen von Krankheiten zu helfen, sondern gewissermaßen davor anzusetzen, um Menschen zu einem glücklicheren und erfüllteren Leben zu verhelfen.

Beides zusammen ergibt das Life Design. Wie beim Design Thinking gibt es einen vorgegebenen Prozess (auf den wir hier genauer eingehen), der in mehreren Schleifen (sog. Loops) durchlaufen wird. Durch dieses Vorgehen lernt man sich Schleife-für-Schleife besser kennen und kommt damit immer näher an die Traumvorstellungen seiner eigenen Karriere und allgemeinen Lebensgestaltung heran.

Im Vergleich zu dem Irrglauben, dass man nur mit einem „Masterplan“ die Karriereleiter hochklettern kann und auch nur so glücklich wird, ist der Design Thinking Ansatz um einiges realitätsnäher. Es wird immer wieder auf die aktuelle Situation und möglicherweise neuen Bedürfnisse und Erkenntnisse eingegangen. So kreieren sich die sogenannten Life Designer:innen sich stetig ihren perfekten Alltag.

💡 Wenn bei Perfektionismus die Alarmglocken in deinem Kopf schrillen, weil du bemerkst, wie dein Perfektionismus dir im Weg steht, dann findest du hier 5 Tipps zum Ablegen von Perfektionismus.

Die Kernprinzipien des Life Design

Kernprinzip 1: Differenzieren

„Entweder lebe ich meinen Traum oder mein Leben ist ein Albtraum.“ – Als Menschen neigen wir dazu in Schwarz und Weiß zu denken. Im Life Design geht es darum Grauzonen zuzulassen und zu erkunden.

Anstatt einen Morgen nur als erfolgreich zu sehen, wenn wir dem 5am-Club beitreten und eine strikte Morgenroutine durchführen, probieren Life Designer:innen mögliche Versionen einer Routine aus und verfestigen die sinnvollen Aspekte daraus Stück-für-Stück in ihrem Leben.

💡Wenn du noch auf der Suche nach deiner persönlich besten Morgenroutine bist, dann ist dieser Blogartikel für dich.

Dieses erste Kernprinzip im Life Design gilt neben Morgenroutinen auch für jeden anderen Bereich unseres Lebens. Zum Beispiel für unsere Sprache, denn auch die können wir differenzierter nutzen.

Versuch in Zukunft die absoluten Wörter mit ihren differenzierteren Alternativen zu ersetzen:

  • „immer“ -> häufig, meistens, oft
  • „nie“ -> selten, wenig
  • „alles“ ->mehr
  • „nichts“ ->weniger

Zugegeben, das sind Nuancen – Nuancen, die unser Unterbewusstsein wahrnimmt.

💡 Ein weiterführendes Buch dazu hat der Psychologe Manfred Prior geschrieben. Hier ist der Link dazu.

Zu guter Letzt bedeutet das Kernprinzip der Differenzierung im Life Design, verschiedene Blickwinkel zuzulassen. In der Forschung wird das Triangulation genannt. Dabei hilft ein:e Coach:in oder auch unsere Freund:innen und Partner:innen, sowie Menschen, die diese Träume und Wünsche bereits erreicht haben.

Alles in allem wollen wir im Life Design ein möglichst detailliertes Bild von uns und unseren Wünschen, Träumen und Zielen bekommen. Damit wir diese vor lauter „Unmöglichkeit“ nicht gleich wieder verwerfen und uns mit unserem bisherigen Leben zufriedengeben, ist das Kernprinzip der Differenzierung so wichtig. Durch sie kommen wir Stück-für-Stück an unsere Vorstellungen heran.

Kernprinzip 2: Experimentieren

Das zweite Kernprinzip des Life Design zeigt stark die Verknüpfung zum Design Thinking: Experimentieren. Es geht nicht darum im stillen Kämmerlein ein Traumleben auszumalen und dann in der Wirklichkeit nicht in die Umsetzung zu kommen. – Im Gegenteil: es geht darum so schnell (und mit so wenig Risiko) wie möglich, Annahmen über unsere Vorstellungen zu testen.

Beispiele dafür sind:

  • Nebenberufliche Selbstständigkeit, anstatt Vollzeitjob direkt zu kündigen
  • Tagestrips (oder sofern möglich: digitales Arbeiten) an den Ort, wo man schon immer einmal leben wollte
  • Am 5km-Stadtlauf teilnehmen, anstatt sich direkt für einen Marathon anzumelden

Es wird empfohlen einen 10%igen Prototypen zu erstellen, um damit unsere Annahmen zu überprüfen. Solche Prozentzahlen sind gut für die Theorie. In der Praxis liegt es an uns zu schauen, was sich nach dem besten und passendsten kleinen Schritt anfühlt, um unsere Vorstellungen zu überprüfen. Ob das dann 10 oder 20% unseres Traums sind, ist dabei zweitrangig.

Kernprinzip 3: Flexibilität

Das letzte Kernprinzip hat mit unserer Haltung gegenüber unseren Annahmen und Vorstellungen zu tun. Was ist, wenn wir bei unseren Experimenten herausfinden, dass uns die Selbstständigkeit nichts taugt, der Traumwohnort doch zu weit von der Familie entfernt ist und wir eigentlich lieber schwimmen als joggen wollen? – Hier ist es wichtig nicht zu sehr an unsere Vorstellungen zu klammern.  

 Wir wollen eine Wachstumshaltung (auch Growth Mindset genannt) etablieren. 

 Anstatt enttäuscht darüber zu sein, dass die Vorstellung in der Realität nicht so ist wie erwartet, ist es wichtig 

  • Zu schauen, ob es Variablen in dem Experiment gab, die das Ergebnis verfälschen und gegebenenfalls ein weiteres durchzuführen  
  • Zu hinterfragen, was uns nicht gefallen hat und nach alternativen Möglichkeiten zu suchen, die dem Wunsch hinter der Vorstellung gerecht werden  

So startest du mit dem Life Design deines Lebens 

Es wird deutlich: Life Design ist kein esoterisches Blabla, mit dem wir unser Traumleben manifestieren, sondern ein Ansatz, mit dem wir es uns Stück-für-Stück erarbeiten. Wenn du das ausprobieren möchtest, dann findest du hier die Schritte des Life Design Loops im Überblick:

Life Design Loop

Life Design Loop (eigene Darstellung in Anlehnung an Kernbach und Eppler, 2022)

Schritt 1: Empathie

Wie im Design Thinking beginnt alles mit dem Verstehen der Ausgangslage. In diesem Fall bedeutet das:

  1. Sich selbst kennenlernen. Oder wie wir hier bei Confident You sagen: unser Selbst-Bewusstsein steigern. Was alles dazugehört, haben wir dir in diesem Blogartikel zusammengefasst.
  2. Die eigenen Wünsche, Träume und Ziele herausfinden

In diesem Schritt ist okay sehr weitgefasst zu denken. Dabei können verschiedene empathische Methodiken verwendet werden, wie zum Beispiel:

  • Empathisches Zuhören
  • Hinterfragen von Routinen und Denkmustern
  • Journaling (egal ob Erfolgs-/Dankbarkeitstagebuch oder eines für die inneren Blockaden)
  • Tiefgründige Fragen, die darauf abzielen zu ermitteln, was für einen Lifestyle wir uns wünschen, anstatt was für eine Karriere oder Jobtitel

💡Vergiss hierbei nicht das Kernprinzip der Differenzierung. Hol dir also gerne Hilfe von außen hinzu. Hier bei Confident You findest du auch Coachingangebote zum Life Design.

Schritt 2: Fokus

Nachdem wir uns und unsere Ausgangslage besser kennengelernt haben, geht es ans Fokussieren. Wenn wir alle Änderungen auf einmal angehen wollen, dann verringern wir die Chance auf eine erfolgreiche Umsetzung enorm. Das beste Beispiel dafür sind Neujahresvorsätze, von denen 92% bereits im Februar vergessen sind.

Hier orientiert sich das Life Design wieder am Design Thinking. Mithilfe der Frage „Wie könnte ich [ mein Problem] attraktiv lösen?“ fokussieren wir uns auf einen konkreten Aspekt in unserem Leben, den wir ändern wollen. Dabei ist es leichter sich zunächst auf kleinere Bereiche zu konzentrieren und sich Schritt-für-Schritt an größere Herausforderungen heranzutasten.

💡Ließ dazu auch den Artikel: Komfortzone verlassen

Schritt 3: Inspiration 

Auch wenn wir noch immer im analytisch-planenden Teil des Life Design Loops sind, so starten wir hier mit dem kreativeren Part. Es geht darum erste Ideen für die Herausforderung zu finden, auf die wir uns fokussieren. Dabei starten wir mit divergentem Denken: wir lassen also jegliche Idee zu, egal wie abwegig sie im ersten Moment erscheinen mag.  

 Hier hilft ebenfalls ein frischer Blick von außen, falls wir selbst nicht auf kreative Lösungsansätze kommen.  

Schritt 4: Überwindung

Nun wird es tricky! Wir alle waren schon an dem Punkt, wo wir uns etwas vorgenommen haben und dann nicht in die Umsetzung gekommen sind. Dieses Phänomen ist so bekannt, dass es dafür Fachbegriffe gibt: wir haben die Knowing-Doing-Gap, bzw. die Intention-Action-Gap zu durchqueren.

Laut Sebastian Kernbach und Martin J. Eppler vom Schweizer Life Design Lab gibt es dafür zwei Möglichkeiten

  1. Mehr Motivation/“Sprungkraft“ für die Umsetzung aufbauen durch
  • Weniger Overthinking (dazu haben wir einen 0€-Mini-Audiokurs)
  • Energiemanagement
  • Nutzung von Techniken aus der positiven Psychologie

Bewusstes Gestalten/Designen unserer Umgebung

2. Die Knowing-Doing-Gap verkleinern durch

  • Aufbau von hilfreichen Strukturen
  • Abgrenzung von Ablenkungen
  • Nudging (darunter verstehen sich Tricks, um unsere Bequemlichkeit nicht gegen, sondern für uns arbeiten zu lassen)

Schritt 5: Prototyping

Mit dem fünften Schritt kommen wir in den handelnd-reflektierenden Part des Life Design Loops und starten mit dem Testen und Protoypen. In diesem Schritt es darum, uns zu fragen:

  • Was wollen wir überprüfen? (Also: was ist unser Fokus aus Schritt 2?)
  • Was steckt hinter diesem Wunsch?
  • Welche Ideen aus Schritt 3 bieten sich an in einer Testphase auszuprobieren?

Prototypen kommen aus der Produktentwicklung. Mithilfe von ihnen werden Annahmen mit möglichst wenig Risiko (bzgl. Geld, Zeit und sonstigen Ressourcen) überprüft (siehe Kernprinzip 2: Experimentieren). Genau das wollen wir auch in unserem Leben für einen festgelegten Zeitraum machen.

Schritt 6: Feedback

Kein Test oder Prototyp der Welt bringt uns in unserem Life Design voran, wenn wir unsere Erkenntnisse daraus nicht bewusst verarbeiten. Um dem entgegenzuwirken, ist dieser Schritt essenziell wichtig, damit wir in Schritt 7 Learnings aus dem Test ziehen können.  

 Notiere dir also: 

  • Wie sich der Test/Prototyp deine Gefühle beeinflusst hat 
  • Was dir gefallen hat 
  • Was dir nicht gefallen hat und verbesserungswürdig ist 
  • Welche Überraschungen aufgetreten sind 

Schritt 7: Lernen

Durch die Vorarbeit aus Schritt 6 können wir in diesem Schritt Revue passieren lassen, was wir gelernt haben. Wichtig ist dabei, das Kernprinzip der Differenzierung nicht zu vernachlässigen. Es geht nicht rein um gut und schlecht, sondern um eine differenzierte Betrachtungsweise, die uns hilft Liebgewonnenes aus unseren Testphasen und Prototypen in Zukunft in unserem Leben zu behalten. Bei den übrigen Punkten geht es darum zu schauen, was wir daraus für die Zukunft lernen und entsprechend anpassen können.

💡 Gerade hier ist ein Growth Mindset und Selbstmitgefühl wichtig. Wenn du Selbstliebe lernen möchtest, ist dieser Blogartikel ein guter Startpunkt für dich.

Schritt 8: Von vorne

Life-Design zeichnet aus, dass es ein kontinuierlicher Prozess ist. Das Ende des einen Loops ist der Anfang des nächsten. Entsprechend startet nach einem Durchgang ein neuer, um uns weiter unserer Traumkarriere und -leben zu nähern.  

Literatur

Deutsche Gesellschaft für Positive Psychologie (o. J.): Die Geschichte der Positiven Psychologie. Online verfügbar unter: https://www.dgpp-online.de/anfaenge-positive-psychologie, zuletzt geprüft am 28.02.2023 

 Kernbach, Sebastian und Eppler, Martin J. (2022): Life Design Action Book – Kreativität, Neugierde und Initiative kultivieren. Vom Denken ins Handeln kommen, um die Zukunft proaktiv zu gestalten. Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart. 

 Poguntke, Sven (o. J.): Design Thinking. Online verfügbar unter: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/design-thinking-54120/version-277174, zuletzt geprüft am 28.02.2023 

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