Nein sagen lernen

Nein sagen lernen. So fällt es uns leichter, unsere Meinung zu sagen. 

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Warum fällt es uns so schwer Nein zu sagen? – Die Ursachen

Nicht Nein sagen zu können, sorgt für Stress. Durch den Versuch es jeder Person (außer uns selbst) recht zu machen, übernehmen wir so viele Aufgaben, dass die eigentlich wichtigen liegen bleiben und wir keine Zeit mehr für uns haben.

Im Folgenden gehen wir der Frage auf den Grund, warum es uns dennoch schwer fällt unsere Meinung zu sagen. Dafür stellen wir vier mögliche Ursachen vor. Natürlich trifft nicht jede Ursache auf jede Person zu.

Ursache 1: Die Angst vor Ablehnung

Als Menschen sind wir soziale Wesen und als solche ist uns eine Gruppenzugehörigkeit wichtig. Egal, ob intro- oder extrovertiert, wir brauchen den Austausch mit anderen. Wenn wir uns dabei ertappen, dass wir Angst vor Konflikten haben und deswegen lieber Aufgaben übernehmen, auch wenn wir eigentlich keine Zeit oder Lust dazu haben, dann spielt die Angst vor Ablehnung ihre Spielchen mit uns.

In unserem Kopf ist ein „Nein“ mit dem Auslösen eines Konflikts gleichgesetzt. Diesen wollen wir um jeden Preis umgehen, um die Harmonie in der Gruppe zu wahren. Wir haben Sorge, dass das „Nein“ schlussendlich zu einer Ablehnung von uns führt.

💡 Ein „Nein“ muss nicht in einem Streit oder Konflikt enden. Die Tipps helfen dir dabei.

Ursache 2Der Wunsch gebraucht zu werden

Anderen zu helfen, gibt ein gutes GefühlDavon wollen wir in diesem Artikel nicht absehen. Unser Ziel ist keinesfalls nur noch Nein zu sagen und ausnahmslos alle Anfragen abzulehnen. Vielmehr geht es darum, uns zu hinterfragen, ob unser Wunsch zu helfen, vielleicht daher rührt, dass wir so das Gefühl haben, gebraucht zu werden. In manchen Fällen die Ursache dafür das Helfersyndrom: 

„Für Menschen, die unter einem Helfersyndrom leiden, erfüllt das Helfen eine besondere Aufgabe, denn nur dann, wenn sie andere unterstützen können, wenn andere ihre Hilfe brauchen und auf sie angewiesen sind, fühlen sie sich wertvoll und sehen einen Sinn in ihrem Leben. (Stangl, 2021).

💡 Es ist ratsam darauf zu achten, ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Helfen und Nach-Hilfe-Fragen im Alltag zu erreichen.  

Ursache 3: FOMO = Fear of missing out (oder auch: Die Angst etwas zu verpassen) 

Die fear of missing out (zu Deutsch: die Angst etwas zu verpassen) führt dazu, dass wir ja zu gesellschaftlichen Veranstaltungen sagen, obwohl wir keine Zeit haben oder einen ruhigen Abend für uns allein bräuchten. Das gibt es im beruflichen und privaten Kontext. Die Angst nicht sichtbar zu sein und uns damit potentielle Chancen zu verbauen, führt dazu, dass wir beruflich bei so vielen Events, Messen und Netzwerk-Meet-Ups wie möglich dabei sein wollen. 
Privat sind wir natürlich auch bei jeder Aktivität dabei und holen uns somit noch Freizeitstress in den Kalender.   

💡 Prioritäten helfen. Wenn wir uns vorher klar machen, welche beruflichen und privaten Veranstaltungen die wichtigsten für uns sind, dann fällt es leichter andere unwichtigere abzusagen, sofern wir in dem Moment Zeit für uns oder andere wichtige Aufgaben benötigen.  

Ursache 4Die Angst zu egoistisch zu sein

Gerade wenn wir einen beliebtheitsorientierten Selbstwert haben – also unseren Selbstwert von der Beliebtheit anderer abhängig machen – kommt beim Nein sagen die Angst hoch, egoistisch zu wirken.   

💡 Diese Angst zeigt uns, dass wir kein Egoist sind. Egoisten machen sich keine Gedanken darüber, ob sie egoistisch wirken oder nicht.  

Wie sagt man nein? – 6 Tipps

Tipp 1: Zeit für die Antwort nehmen

asst uns probieren nicht gleich bei jeder Frage überstürzt zuzusagen und stattdessen kurz folgende Fragen zu klären:

  • Wie viel Zeit, Kraft, Energie kostet mich ein „ja“?
  • Kann ich diese Zeit, Kraft, Energie aktuell verschenken?
  • Möchte oder muss ich der Person helfen?
    (gerade im Job kann es sein, dass wir manche Dinge tun müssen, obwohl wir gerade keine Zeit haben – mehr Infos dazu gibt es hier)

ODER bei einer Veranstaltung: Möchte oder muss ich dabei sein?

Nachdem wir das gemacht haben, können wir die Anfrage zu- oder absagen.

Tipp 2Motivation hinterfragen

Durch die oben vorgestellten Ursachen, die uns das Nein sagen erschweren, können wir unsere Motivation hinter einem „Ja“ besser einordnen. Zusätzlich zu den Fragen aus Tipp 1 haben wir so die Möglichkeit einen schnellen selbstkritischen Check-In zu machen und zu hinterfragen, ob die Motivation dahinter uns dienlich ist.

Tipp 3: Konsequenzen klären

Welche Konsequenzen hat ein „Ja“ und welche hat ein „Nein“? Wenn wir anfangen diese möglichst realistisch in unsere Entscheidungsfindung einzubeziehen, dann wird es uns leichter fallen zu der richtigen Zeit zu- oder abzusagen.  

Tipp 4: Freundliche Formulierungen

Auch wenn ein „Nein.“ ein ganzer Satz ist, so fühlt es sich besser an, wenn wir die Absage freundlich formulieren. Dabei können wir unser Nein mit folgenden Punkten erweitern: 

  • Uns für die Einladung/Anfrage bedanken 
  • Verständnis für die Situation des anderen zeigen 
  • Einen alternativen Lösungsvorschlag einbringen

 Achtung: Freundlich ≠ Um den heißen Brei reden. Auch bei einem „Danke + Nein + Verständnis + alternativer Lösungsvorschlag.“ bleiben wir klar und konsequent in unserer Aussage. 

Tipp 5Selbstvertrauen aufbauen

Wer selbstsicher ist und für sich verinnerlicht hat, dass wir nicht schlechter sind, nur weil wir Nein sagen, hat es leichter die eigene Meinung mitzuteilen und Angebote auszuschlagen.

Das sind unsere Top Blogartikel für den Selbstvertrauensaufbau:

Tipp 6Entwicklung erlauben

Wenn wir anfangen Nein zu sagen, dann wird sich das bei den ersten Malen komisch anfühlen. Vielleicht hinterfragen wir uns und haben ein schlechtes Gewissen abgesagt zu haben. Das ist völlig normal und gehört zur persönlichen Entwicklung dazu.

>> Hier gibt es noch mehr Tipps zum Selbstliebe lernen

Nein sagen im Beruf

Das Nein sagen im Beruf nimmt eine Sonderstellung ein. Hier haben wir verschiedene Ansprechpartner:innen, wo wir mehr oder weniger gut Nein sagen können.   

  • Unsere Führungskraft 
  • Unsere Kollegen und Kolleginnen 
  • Kunden und Kundinnen 

 

Auch hier gelten die Ursachen und Tipps, die oben beschrieben sind. Nichtsdestotrotz ist es gerade im professionellen Kontext wichtig schlüssige Begründungen und freundliche Absagen zu formulieren. Ein „Nein.“ ist an dieser Stelle kein vollständiger Satz. Stattdessen sollte er immer mit einer Begründung und einem alternativen Lösungsvorschlag verbunden werden und uns unsere Konsequenzen bewusst vor Augen führen. 

👉🏾 Weitere Übungen und Tipps findest du bei Confident Us – dort werden wöchentlich Challenges und Inhalte geteilt, die dein Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen stärken.

Stangl, W. (2021): Helfersyndrom – Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. Online verfügbar unter: https://lexikon.stangl.eu/8063/helfersyndrom, zuletzt geprüft am 07.12.2021  

Externe Bildquellen: Titelbild von cottonbro via Pexels